Kiss your Nightmares – ein Blick in die Ausstellung von Anna Lena Straube

Zwei Frauen durch Stoff miteinander verschlungen, die Gesichter scheinen durch den dünnen Stoff hervor.

 

ASTRID KIRSTEN

In Anna Lena Straubes Werkreihe Kiss your Nightmares erscheint jedes Werk wie eine Momentaufnahme, ein Blick in die Welt der miteinander performenden Frauen. 

Ihren Impulsen folgend, erschufen vier Tänzerinnen das Bildmaterial für diesen Malzyklus, Anna Lena Straube setzte die Fotografien der Performance malerisch um. Besonders ist der Ort der Performance: die Geschichte der Berliner Schönholzer Heide ist geprägt von Zerstörung und Neuaufbau. In der Kunst erinnert nichts an die Historie des Ortes, doch die kultivierte Natur war bereits ein ehemaliger Friedhof der so genannten Berliner Bombenopfer.

Beim Betreten der Ausstellung geben die zahlreichen, großformatigen Bilder ein fast immersives Gefühl. Bildsujets wiederholen sich, geben jedoch immer verschiedene Einblicke in die Traumwelt. Die Bilder spielen mit Widersprüchen. Auf der einen Seite erscheinen die Frauen friedlich im Gras liegend mit geschlossenen Augen, die bunten Farbspritzer wirken wie bunte Blumen. Doch ich denke, die Höhepunkte der Reihe sind die unerwarteten Gegensätze. Interessant sind die Widersprüche, weil sie durch die traumhafte Kulisse besonders fehl am Platz wirken. Wenn die Performerinnen sich bewegen und anstatt eleganten und zarten Bewegungen entgleiste Gesichtszüge zeigen, ihre Körper wild und verdreht scheinen. 

Das obere Bild der zwei Frauen, die mit dem Stoff verschlungen sind, nimmt diesen Gegensatz auf eine direkte Art auf. Die linke Frau in hellen Farben mit geschlossenen Augen weisen auf einen Traumzustand hin. Dazu direkt gegenüber im Gegensatz: die zweite Frau versucht, an dem Stoff zu ziehen. Möchte sie die andere Frau aus ihrer Traumwelt befreien? Auch scheint ihr Gesichtsausdruck konzentriert, oder fast schon finster. Die Farbflecken wirken vor der farblos gemalten Frau nicht mehr wie Blüten, es könnte sogar der Eindruck von Blutspritzern entstehen. Straubes Werke leben vom Gegensatz, aber auch dem Wechselspiel zwischen Paradiesischem und menschlichen Abgründen, zwei Ebenen, die ohne die andere nicht existieren könnten. 

Die Ausstellung ist bis zum 1.11.2023 in der zweiten Etage zu sehen, kommt gerne vorbei und erschafft euch einen eigenen Eindruck von der (Alb)traumwelt in „Kiss your Nightmares“. 

SOLWODI – Rückkehr in Würde. Chancen für ein selbstbestimmtes Leben.

KEVIN LOCH

Als ich diesen schlichten Raum in der zweiten Etage des Museums betrat, kam eine besänftige Ruhe zum Vorschein und ich begann wie ein abenteuerlustiger kleiner Junge durch die Etage zu schlendern. Es beeindruckte mich, wie die Farben dieser künstlerisch erhabenen Bilder durch dieses schlichte und reine Weiß der Wände erst richtig zum Vorschein kamen. Jedes Kunstwerk sprach seine eigene Sprache, doch ich verstand irgendwie alle davon.

SOLWODI’s künstlerische Ausstellung mit dem Titel Rückkehr in Würde. Chancen für ein selbstbestimmtes Leben.

Rückkehr in Würde, unter diesem Motto startete 1992 das SOLWODI Programm für Frauen, die wieder in ihr Heimatland zurückkehren wollten.

Das Kunstwerk was mich in der Ausstellung bereits beim Ansehen ins schaudern gebracht hat, war von Doris Sprengel. Das Kunstwerk Lies mich sein Leid spüren und desto länger ich es bestaunte und es las desto mehr begriff ich was mir dieses Kunstwerk mitteilen wollte. Es veranschaulicht eine Frage die nicht zu lösen scheint. Eine so einfache Frage. 

Das Kunstwerk ist nicht direkt zu finden doch wenn man es erst gefunden hat denn lässt es einen nicht mehr los, man bestaunt es, man vergisst die Zeit und man lässt sich einfach darauf ein und wird völlig in eine andere Welt Geworfen. Dies muss man einmal erlebt haben!

Ich dachte erst, dass es nur ein schwarzer Rahmen ist ohne sonderlich große Bedeutung. So naiv wie ich war, ging ich vorbei und schenkte meine Aufmerksamkeit eher den bunten Bilden. Doch als ich dieses Meisterwerk erstmal genauer betrachtete, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Das Kunstwerk, von dem ich berichte, ist von Christian Trazaska mit dem Namen Donika – return to life. Es zeigt eine Frau mit Zwei Söhne. Doch die Betrachter dieses Kunstwerks müssen sich anstrengen, um bei diesem dunklen und bedrückenden ersten Eindruck erst einmal das Licht zu sehen und mit dem Licht auch die Hoffnung, die in diesem Kunstwerk zu sehen ist.

SOLWODIs Ausstellung bezieht sich nicht nur auf das Objektive, diese Ausstellung trägt auch einen viel tieferen Wert in sich. Chance für ein selbstbestimmtes Leben mit diesem Motto feiert SOLWODI das 30-jährige Bestehen seines Rückkehr- und Reintegrationsprogramms. An der Ausstellung sind 37 Künstler*innen beteiligt. Die Klientinnen, zu denen sie ihre Arbeit erstellt haben, sind wieder in ihre Herkunftsländer in Afrika, Asien, Südamerika und Osteuropa zurückgekehrt.

Die Ausstellung wird im Frauenmuseum noch bis zum 21. Oktober präsentiert. Erleben sie eine tief emotionale Welt des SOLWODI. Verpassen sie es, berauen sie es: also kommen sie, um nichts zu verpassen!

 

KunstVerrückt – Kunst aus der Psychiatrie

YIXUAN WANG

Als ich die zweite Etage des Museums betrat, hatte ich das Gefühl, in eine entspannte Welt einzutreten, in der ich nicht viel nachdenken musste und in der das, was meine Augen sahen, etwas sehr Reines und Schönes war.

Ja, das ist die neueste Ausstellung im Frauenmuseum — Kunst Verrückt – Kunst aus der Psychiatrie. Sie zeigt Werke von psychisch kranken Menschen und Arbeiten der Bonner Künstlerin Ruth Tauchert, die sich zeichnerisch mit Exponaten im Psychiatrie-Museum der Klinik befasst hat.

Am faszinierendsten finde ich die beiden farbenfrohen Werke an der ersten Wand, wenn man den Eingangsbereich betritt. Hätte ich den Kontext nicht gekannt, hätte ich vielleicht gedacht, dass es sich um zwei Meisterwerke der Moderne handelt. Das Werk auf der linken Seite erinnert mich zunächst an Picassos dreidimensionale geometrische Porträts, aber die leuchtenden Farben und sanften Pinselstriche verdeutlichen ihren kleinen Unterschied. Der   Künstler oder die Künstlerin – das bleibt unklar – hat das Gesicht in zwei Teile geteilt. Ich denke, der Künstler/die Künstlerin versucht vielleicht, eine andere Variante von sich selbst auszudrücken. Die linke Gesichtshälfte ist hell und rund, mit weit aufgerissenen und leuchtenden Augen und einer großen, runden Errötung. Diese Hälfte des Gesichts ist voller Frohsinn.

 Das Gesicht auf der rechten Seite ist etwas dunkler, kantiger und geometrischer, mit einem scheuen, leicht geschlossenen Auge und einem leicht nach oben gezogenen Mund; vielleicht wollte der Künstler einen schüchternen und ausweichenden Zustand der Figur vermitteln. Das Porträt ist von rhythmischen Linien, Fragmenten und Spritzspuren umgeben, die sowohl an einen Wald als auch an ein unbekanntes Universum erinnern, das die ideale und sichere Welt des Künstlers sein könnte.

 

Das Werk auf der rechten Seite zieht mich sofort in sein farbenfrohes und rhythmisches, musikalisches Universum, in dem sich mehrere Planeten verschiedener Formen und Farben auf einem grauen Hintergrund kreuzen, mit dekorativen Punkten und Linien, die scheinbar Noten und Notenlinien sind, oder die lebenden Wesen auf diesen Planeten. Für mich ist das ganze Bild sehr lebendig und anschaulich. Die beiden Werke scheinen miteinander verbunden zu sein, sie pulsieren gemeinsam und ziehen mich mit hinein.

Vielleicht werden diese Patient*innen oft so wahrgenommen, als seien sie in ihre eigene Welt eingetaucht, unfähig oder nicht in der Lage, richtig zu kommunizieren, wie Menschen von einem fernen Planeten; aber der Moment, in dem sie einen Pinsel in die Hand nehmen, ist der Moment, in dem sie sich uns gegenüber ausdrücken und uns in ihre Welt führen. Sie bringen ihre Emotionen auf eine ungeschliffene Weise ins Bild, und danach zum Betrachter.

Die Ausstellung zum 140. Geburtstag der LVR-Klinik läuft bis zum 12.09.2022. Kommen Sie und entdecken Sie eine Welt wie keine andere!

Zusammenspiel aus Natur und Struktur – Wie Mary Bauermeister ihre Kunst mit der Natur formt

LINDA DENKERT

Mary Bauermeister wurde 1934 in Frankfurt a.M. geboren und hat seitdem an unterschiedlichsten Orten gelebt, gewirkt und ihre Spuren hinterlassen. Eine Zeitspanne, die wohl auch vor Allem ihre Lebenseinstellung in den Fokus rückt, war bestimmt, als die damals Mitte 20-jährige in der Lintgasse 28 in Köln eine kleine Dachgeschosswohnung mietete. Dies war der Beginn des berühmten „Atelier Bauermeister“, welches bald Treffpunkt für viele gegen den Strom denkende und schaffende Künstler:innen wie Joseph Beuys, Nam June Paik oder John Cage wurde und im großen Maße auch die spätere Fluxus-Bewegung beeinflussen sollte.

In den späten 1960er Jahren reiste Bauermeister erstmals nach New York, feierte dort schnell künstlerische Erfolge und knüpfte Kontakte mit der internationalen Kunstszene.
Auf eine ereignisreiche und turbulente Zeit folgte in den 1970ern der Rückzug nach Deutschland. Sie begann sich mit Grenzwissenschaften wie Geomantie auseinanderzusetzen, eine alte Wissenschaft, die laut Definition, die Geheimnisse der Natur entschlüsselt und den Menschen in Einklang mit jener und sich selbst bringt. Ihre hieraus gewonnenen Erkenntnisse sollten ihr späteres Leben und Werk stark beeinflussen.

Bald darauf bezog sie ein Haus mit großem Grundstück in Rösrath bei Köln, welches schnell zu einer Art Open-Air-Atelier wurde. Sie begann sich mehr und mehr mit Landschafts- und Gartengestaltung zu beschäftigen und erreichte damit auch ein ganz neues diverses Publikum.

Bauermeister gilt nach wie vor als Wegbereiterin der Fluxus-Bewegung, bei der die Bedeutung der fertigen Werke oft zweitrangig ist und der Fokus im künstlerischen Prozess und der Selbsterfahrung liegt. Diese Art von besonderer Wahrnehmung spiegelt sich nun auch stark in ihren gärtnerischen Gestaltungen wieder. Die präzise Ausführung – beispielsweise die spiralförmigen Anordnungen von Steinen – beschreibt die Künstlerin als meditativen Zustand, wo sie sich bestmöglich fokussieren kann und alles um sich herum vergisst. Ein zentrales Thema, mit welchem sich die Künstlerin seit Beginn ihres Schaffens beschäftigt, ist das Licht. Dessen Bedeutsamkeit zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Lebenswerk und taucht an verschiedensten Stellen immer wieder auf. Sei es bei der Präsentation ihrer berühmten „Flickentücher“, die auch stark mit der Zufallsästhetik einhergehen, oder eben mit ihren Arbeiten, die aus der Natur heraus entstehen. Angeknüpft an die Geomantie haben auch Kristalle für Bauermeister eine zentrale Bedeutung. Sie gelten nicht nur als „Energiezentren“, oft im Mittelpunkt ihrer spiralförmigen Anordnungen, sondern reflektieren und bündeln Licht auf verschiedenste und unvorhersehbare Weise.

Einher geht die Arbeit mit und in der Natur auch mit dem Thema der Zeit. Zeit und Zeit nehmen. Die Vergänglichkeit der Natur und die Ruhe, die aus der Langsamkeit und bewussten Ausführung bestimmter Aktivitäten entsteht. Für Bauermeister war der Rückzug aufs Land gleichzeitig ein Ankommen. Ein „Zur-Ruhe-Kommen“. Sie konnte ihre Aufmerksamkeit und Zeit ganz den Dingen, die sie faszinierten widmen.
„Einen Knoten aus Licht und Erde knüpfen und diesen in die Zeit einbinden.“ So in etwa betitelte die Künstlerin ihr Plakat zur Ausstellung „Licht und Erde“ von 1987. Technik dafür nutzen, sich jenseitigem anzunähern. So sei sie der Natur nahe und trotzdem der Wissenschaft dahinter nicht fern.

 

Bauermeister appelliert dafür sich im heute eher hektischen Leben Zeit zu nehmen und hofft, dass sie Besucher:innen vielleicht auch unbewusst darauf aufmerksam machen kann, ohne sich dabei belehrend oder gesellschaftskritisch zu verhalten. Denn ihre Gärten laden zum verweilen ein. Es gibt überall etwas zu entdecken. Dingen, denen man Zeit und Aufmerksamkeit widmen kann ohne dass man vielleicht einen tieferen Sinn dahinter verstehen muss. Denn im Zusammenspiel mit der Natur, liegt dieser „Sinn“ in der Einfachheit und Natürlichkeit. Steine, die sich auf natürliche Art und Weise abnutzen – wie sonst lässt sich Zeit authentischer veranschaulichen? Verwendet werden Materialien nicht ihrer Schönheit wegen, sondern auf Grund ihrer Geschichte. Das macht ihre Kunst gleichzeitig intim und doch öffentlich.

So sind auch die sizilianischen Flickentücher zum Kunstwerk geworden. Weil sie eine Geschichte haben, die berührt. Egal ob Betrachter:innen sie kennen oder nicht. Sie ist spürbar. Und genau dieses Gefühl vom Verspürbaren ist es, was Bauermeister in Betrachter:innen auslösen möchte. Die Zufallsästhetik, die nicht vorhersehbar sein kann. Denn solange man sich Zeit nimmt, können alle Dinge etwas auslösen und dann muss man vielleicht irgendwann auch gar nicht mehr zwischen Natur, Kultur und Kunst differenzieren. Letztendlich ist das Kunstwerk nur ein Erleichterungsmittel, um etwas natürlichen Ursprungs erleben zu können. So können durch Mary Bauermeister an jedem beliebigen Ort intime Sphären entstehen.

Die Ausstellung MARY BAUERMEISTER – Kunst von Anderen ist noch bis zum 24.7.2022 zu sehen. Sie zeigt Werke aus der Sammlung von Mary Bauermeister und Objekte und Werke von ihr selbst.

 

 

 

Interview mit Kölner Künstlerin Petra Genster

Gespräch mit Petra Genster zur Ausstellung WIR SIND! Neue Frauenbewegung und feministische Kunst

von Ellen Junger | Folge 1

Petra Genster war bereits an zahlreichen Ausstellungen im Frauenmuseum beteiligt und ist aktuell mit ihrer Installation DIE TOPLADERIN in der Ausstellung WIR SIND! Neue Frauenbewegung und feministische Kunst vertreten. Erfahren Sie in unserer ersten Podcastfolge mehr über Petra Gensters Kunstwerke, ihre Arbeitsweise und ihren spannenden Weg als Künstlerin.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 30. Okotber 2022.

Musik im Abspann: Flying Lesbians | Frauen kommt her

Rückblick auf die Vernissage FEmale GAZE

VERA FUNK

Nachdem ich die Vorbereitungen und Aufbauarbeiten der Künstlerinnen von Athamé, insbesondere die Arbeit an ihren Skulpturen von der eingeladenen kanadischen Künstlerin Catherine Boisvenue, über die letzten Tage hinweg selbst mitbekommen hatte, war ich nun neugierig auf die Vernissage der Ausstellung mit dem Namen “FEmale Gaze” geworden. Zuvor wurden Wände angemalt und beklebt, Geräte besorgt, es wurde diskutiert und geplant. Jetzt, in fertigem Zustand, sind die unterschiedlichen Kunstwerke harmonisch über die vier gleich großen Räume verteilt. Von Videokunst über ausdrucksstarke Fotografie bis hin zu Audio-Werken ist die gesamte Bandbreite an Kunstformen vertreten. Die pinke Schrift am Eingang gibt der Ausstellung einen frischen Ton.

Zu Beginn greift Marianne Pitzen zum Mikrophon und eröffnet beherzt die Ausstellung für die anwesenden Künstlerinnen und Gäste. Dann gibt sie weiter an Corinna Heumann (sachkundige Bürgerin im Kulturausschuss, Bonn), die in ihrer Eröffnungsrede schwungvoll auf jedes der Werke einen kurzen, aber prägnanten Blick wirft. Ich höre zu und bewege mich währenddessen im Raum zu den jeweiligen Kunstwerken hin. Besonders angetan bin ich von der Audio-Aufnahme zum Kunstwerk von Anne Jahn über das Thema Wut. Ich setze mir die Kopfhörer auf und tauche ein in die Klänge, höre die Schreie im Hintergrund der Aufnahme. Dazu passen die Fotografien an der Wand, die Männer und Frauen im Wald zeigen, die ihren jeweils eigenen Ausdruck von Wut demonstrieren. Es ist ein ehrliches Werk, dass beeindruckt eben durch die offene Darstellung von Emotionen in Bild und Ton.

Aber auch die großen, organisch anmutenden Skulpturen von Catherine Boisvenue beeindrucken mich und berühren mich besonders, weil ich dieser Künstlerin zuvor in einem Interview etwas näher kommen durfte und bei deren Entstehung dabei sein konnte. Es sind orange-farbene Pappmascheefiguren, die in drei Teilen vor einer Videowand angeordnet sind. Das Video zeigt eine Bildfolge ähnlich wie aus einem Kaleidoskop; tanzende Formen, die sich bewegen und mit sich selbst verschmelzen.

 

Mittlerweile ist die Rede zu Ende, die fröhlichen Athamé-Künstlerinnen haben sich kurz für ein Foto zusammengefunden, und die Gäste verteilen sich in den Räumen. Gern geht man auch nach draußen zum selbstgebauten Dachgarten und lässt sich durch die dort angebotenen Getränke erfrischen. Die Stimmung ist allgemein sehr offen; so ein junges und mutiges Künstlerinnenkollektiv wird gerne unterstützt.

Ich lasse noch einmal meinen Blick durch die Räume schweifen, mir fällt erneut die Bandbreite der hier dargestellten Kunstwerke auf, die pinke Farbe an den Wänden, die Buchecke, in der man zum Stöbern eingeladen wird. Es ist meine erste Vernissage.

Ich gehe mit dem Eindruck, Athamé wirklich etwas kennengelernt zu haben. Jedes der einzelnen Kunstwerke bleibt mir im Gedächtnis.

Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Juni 2022 zu sehen.

Meine erste Kunstmesse im Frauenmuseum

ELLEN JUNGER

Wie großartig die letzten Messen im Frauenmuseum gewesen waren, hatte ich immer wieder von Mitarbeiterinnen des Museums erzählt bekommen. Aber konnte ein Fest der Bildenden Künste auch während einer Pandemie klappen? Ich hatte noch kein Bild vor Augen, wie die 26. Kunstmesse in Räumen, die gerade noch eine Paradies-Ausstellung zeigten, in der man sich eher wie im Urwald fühlte, eine Messe stattfinden sollte. Aber ich war auf jeden Fall gespannt.

Eine Woche vor der Eröffnung ging es mit dem Aufbau los: Ägyptisch anmutende Figuren, feine Collagen mit aufgenähten Samenkapseln und Kreide-Zeichnungen auf Schleifpapier zogen nach und nach ein und fanden ihren Platz an mittlerweile strahlend weiß gestrichenen Wänden.

Am Freitag, 12. November 2021 war es dann soweit. Eine ausgelassene Stimmung, Euphorie darüber, dass es nun endlich losgeht und eine angenehme Spannung, was sich auf der Messe in den nächsten Tagen entwickeln würde, lag auf allen drei Etagen in der Luft.

Die Messe startete direkt mit einem Highlight, das bei keiner Kunstmesse im Frauenmuseum fehlen darf: Der Valentine Rothe & Renate Hendricks Preis wurde an drei herausragende Künstlerinnen und Messeteilnehmerinnen unter 35 Jahren vergeben. Darauf schloss ich mich der Gruppe an, die die Preisträgerinnen an ihren Ständen in der zweiten Etage, dem Forum Junge Kunst, besuchte. Hier gab es zu den Gewinnerinnen-Kunstwerken abgestimmte, improvisierte Viola-Klänge – das ging unter die Haut!

Als ein echter Magnet erwies sich die Sektbar im Mittelpunkt der ersten Etage: Nach einem erfolgreichen Kauf ließ sich dort direkt auf das frisch erstandene Kunstwerk anstoßen. Außerdem konnten die Eindrücke der unglaublichen Vielfalt an Materialien, Techniken und bearbeiteten Themen hervorragend bei einem Getränk besprochen werden. Wer sich bei dem ganzen Input mal richtig entspannen wollte, konnte es sich mit Bademantel im Nest der Nachwuchskünstlerin An-Chi Hung gemütlich machen.

Die drei Tage Messe haben mich wie in einen kreativen Strudel eingesogen und mir die Bandbreite an zeitgenössischer Kunst von Frauen aus Deutschland und Nachbarländern aufgezeigt. Mein Fazit: Wer Kunst entdecken oder erwerben möchte und sich mit Künstlerinnen direkt austauschen will, ist hier genau richtig!

Ich freue mich schon jetzt auf die 27. Kunstmesse im November 2022 und bin sicher, mich werden so einige Kunstwerke überraschen.

Ausschreibung / Open Call

(English version below)

Liebe Künstlerinnen,

die 26. Kunstmesse 2021 war ein voller Erfolg. Darum läuft jetzt die Planung für die 27. Kunstmesse auf vollen Touren. So schreiben wir voll Vorfreude auf dieses Fest der Bildenden Künste im Frauenmuseum, Bonn:

DIE 27. KUNSTMESSE FINDET VOM 11.-13.11.2022 STATT!

Nutzen Sie die Chance, Ihre Kunstwerke einem interessierten Publikum zu präsentieren und zum Erwerb anzubieten. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung! Alle benötigten Unterlagen finden Sie im Anhang.

Teilen Sie die Ausschreibung bitte mit Ihren Freund*innen und Gruppen aus der Kunstwelt.

Herzliche Grüße

Ihr Kunstmesse-Team

Dear female artists,

the success of the art fair in 2021 has left no doubt as to whether we will organise another art fair this year. So we are writing full of anticipation for this celebration of the visual arts at the Women’s Museum, Bonn: 

THE 27TH ART FAIR WILL TAKE PLACE FROM 11-13.11.2022!

Take advantage of this opportunity to present your works of art to an interested audience and offer them for purchase.

We wish you every success with your application and are looking forward to receiving exceptional works.Please share the call for artists with your friends and groups from the art world.

Best regards,

Your art fair team

Vernissage „Aus dem Rahmen gefallen“

ANNA KRÄMER

Durch die Corona-Pandemie sind die Zahlen von psychisch erkrankten Menschen deutlich angestiegen. Viele Menschen sind von Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen oder anderen Krankheiten betroffen. Mit diesen Themen beschäftigen sich Lea Fabienne Koch und Paula Pfeifer in ihrer Ausstellung „Aus dem Rahmen gefallen“. Am 21. Januar um 17 Uhr fand die Vernissage statt, die Kunstwerke waren bis zum 10. Februar zu sehen.

Eine Besonderheit der Ausstellung ist, dass sie von zwei Praktikantinnen kuratiert wurde, welche im Laufe ihres einjährigen Berufspraktikums im Frauenmuseum die Chance erhielten, die Rolle von Kuratorinnen einzunehmen, um ihre eigene Ausstellung zu planen. Die beiden sagen selbst, dass sie einen gesellschaftlichen Rahmen erlebt hätten, aus dem sie „herausgefallen“ wären. Durch die Werke, die sie nun ausstellen, haben sie diese Zeit verarbeitet.

Aus dem Rahmen gefallen“ streckt sich über zwei Räume. Während der erste Raum sich mit psychischen Krankheiten, Missbrauch und sexualisierter Gewalt beschäftigt, zeigt der zweite Raum den Umgang mit der Erkrankung und den Fokus auf das Positive im Leben.

Die Werke der Künstlerinnen gehen von Malerei mit Acryl und Aquarell, über Zeichnungen bis hin zu einer Statue aus Papier. Die Gemälde sind (?) in unterschiedlichsten Formaten. Während das Kleinste im DINA5 Format ist, hat das Größte die Maße 130 cm x 75 cm. Auffallend sind die starken Kontraste zwischen den Gemälden der verschiedenen Räume.

Die Vernissage wurde mit einer kurzen Begrüßung von Marianne Pitzen eröffnet. Damit sich die beiden Künstlerinnen vorstellen und ihre Beziehung zu Kunst erklären konnten, kamen die Besucher:innen in den Genuss eines Live-Interviews. Die Möglichkeit sich diese Fragen auszudenken hatte Anna Krämer, die ebenfalls ein Praktikum im Frauenmuseum absolviert.

Im Anschluss hatten die Gäste der Vernissage nun die Chance sich die Ausstellung in Ruhe anzuschauen und mit Lea Fabienne Koch und Paula Pfeifer über ihre Kunstwerke ins Gespräch zu kommen. Neben einem kleinen Sekt gab es Kuchen und vor allem – das Wichtigste – interessierte Gesichter.

Gäste der Vernissage waren überwiegend Teenager und junge Erwachsene. Vor allem in Zeiten Coronas war es sehr erfrischend 30 junge Besucher:innen zu sehen, die das Frauenmuseum bewunderten und allesamt gut gelaunt waren.

Praktikum im Frauenmuseum

ANNA KRÄMER

Mein Praktikum hat holprig angefangen. Nachdem ich nach einem halben Jahr voller Bewerbungen endlich einen Platz bekommen habe, wurde dieser coronabedingt zwei Tage vor Praktikumsbeginn abgesagt. Als erstes war ich sehr traurig, aber wie so viele Dinge im Leben erhielt diese Nachricht auch einen positiven Aspekt. Denn nur dadurch erhielt ich die Chance im Frauenmuseum mein Praktikum zu absolvieren. Sehr spontan konnte ich nun doch rechtzeitig mein Praktikum starten. Also kam ich am Montagmorgen zum Frauenmuseum und wusste, dass dieser Ort mein Arbeitsplatz für die nächsten drei Wochen werden würde. 

Trotz der Spontanität erhielt ich spannende Aufgaben und merkte nie, dass man erst am selben Morgen erfuhr, dass ich nun hier mein Praktikum machen würde. Ich interessiere mich für Journalismus und das Schreiben, die Richtung, in die auch mein alter Praktikumsplatz gegangen wäre, und meine Aufgaben wurden auf meine Interessen angepasst. Ich durfte Interview-Fragen vorbereiten, einen Zeitungsartikel über die Vernissage der Ausstellung „Aus dem Rahmen gefallen“ schreiben, mir ein Konzept für mein „Traum-Frauenmuseum“ überlegen und meine eigenen Fotos für meine Texte schießen und bearbeiten. Neben diesen vielfältigen Aufgaben, die mir sehr viel Spaß machten, durfte ich aber auch in Richtungen gehen, die mir neu waren. So durfte ich zum Beispiel mit Sprühdosen arbeiten, um einen Workshop des Kinderateliers vorzubereiten und professionelle Instagram- und Facebook Posts für die Seiten den Frauenmuseums kreieren. Außerdem durfte ich Poster Entwürfe für die 27. Kunstmesse im November erstellen.

Ich habe viel bei meinem Praktikum im Frauenmuseum gelernt. Neben den Aufgaben bin ich auch als Mensch gewachsen. Als Person aus einem kleinen Dorf, hat mich der Arbeitsweg in die Stadt selbstständiger gemacht. Das Live-Interview bei der Vernissage, welches ich mit den beiden Künstlerinnen halten durfte, und die positiven Rückmeldungen im Nachhinein spornten mich an und halfen mir bei meinem Selbstbewusstsein. Ich bin für die Chance diese wundervolle Aufgabe gemacht zu haben sehr dankbar. Die halbe Stunde in der Bahn und der Spaziergang durch die wunderschöne Altstadt Bonns waren zudem meine kleine Auszeit des Tages, in der ich Musik hören konnte und einfach meinen Gedanken nachgehen konnte.